Mata Hari
Wie steht's?

Mit: Georg B. Lenzen, Silke Natho

Foto: Joachim Neumann/ Victoria Pushkin/ Klaudius Dziuk

Sie ist sexy, sie ist clever, sie ist selbstbewußt, sie ist verletzlich, grausam, süchtig, eine Spielerin, eine Hure, eine Mutter, ein verführerisches Dummchen und eine gnadenlose Verführerin. Mata Hari, selbsternannte Schauspielerin, Kurtisane, Tänzerin und Doppelagentin, Mata Hari, in deren Fängen sich so viele verfangen, endet letztlich selbst gefangen in zum Teil selbst geknüpften Fallstricken im Schleppnetz der Geschichte.
Tony Dunham schafft es, ein doppelbödiges Comedy - Biopic zu kreieren, mit nur zwei Schauspielern, von denen der eine alle Figuren spielt, die ihre Biographie prägen, begleiten und begründen.
Mit Georg B. Lenzen als wandlungsfähigem und charmantem Sparringpartner kann Mata Hari, gespielt von Silke Natho, sich schauspielerisch und tänzerisch mit viel Sexappeal in die eigene Geschichte fallen lassen, ausufern, tanzen, verführen, verletzen, amüsieren und erstaunen.

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Kulturamt

Kritik

Eine Spionin zum Verlieben

Silke Natho glänzt als „Mata Hari“ im Horizont Theater

Von Barbro Schuchardt

Sie war eine der schillerndsten Figuren der Geschichte: die Niederländerin Margarete Gertruida Zelle (1876 – 1917), alias Mata Hari. Hochstaplerin mit erfundener exotischer Biografie, Nackttänzerin, Kurtisane und im Ersten Weltkrieg Doppelagentin für Deutschland und Frankreich, 1917 von den Franzosen zum Tode verurteilt und erschossen. Immer wieder wurde ihre Lebensgeschichte künstlerisch aufbereitet. So auch von Tony Dunham, in Köln lebender englischer Autor vieler erfolgreicher Komödien.

Ambivalente Figur

Jetzt nahm das Horizont Theater nach 4 Jahren sein Stück „Mata Hari, wie steht´s?“ in der prägnant auf den Punkt gebrachten Inszenierung des Hausherrn Christos Nicopoulos wieder auf – zur Freude des Corona-bedingt reduzierten Publikums, das mit den gut gelösten Abstandsregeln gut zu Recht kommt.

Silke Natho ist als Mata Hari eine Wucht. Sie verkörpert die ambivalente Figur großartig in ihrer Mischung aus Selbstüberschätzung, Geltungssucht und Naivität, ohne sie gnadenlos der Lächerlichkeit preiszugeben. Selbst der „Schleiertanz“ gerät da nicht zur Farce. Am Schluss hat man fast Mitleid mit dieser Frau, die, erst 41 Jahre alt, zwischen den Mühlsteinen der Geschichte zerrieben wurde.

Nathos Ehemann Georg B. Lenzen (die Beiden lernten sich an der Schauspielschule der Theaters der Keller kennen) ist ihr in elf verschiedenen Rollen ein exzellenter „Sparingspartner“. Mit wenigen Requisiten verwandelt er sich vom bankrotten Vater in diverse Liebhaber, Spione und schließlich in den Vollstrecker des Todesurteils. Man merkt ihm die Freude an, mal wieder „live“ auf der Bühne zu stehen anstatt „hinger d’r Britz“ im Hänneschen-Theater als Polizist Schnäuzerkowski. Der herzliche Applaus galt nicht nur dem intensiven Spiel, sondern auch Tony Dunham im Publikum für eins seiner komprimiertesten Stücke. Kölnische Rundschau, 23.06.2020